Ein Tag in Lissabon
Über den Dächern der Stadt – mit Wind im Haar und Freiheit im Herzen
Das Seatbelt Zeichen über meinem Kopf erlischt gerade, als ich meine Sachen in die Tasche packe.
Ich schaue aus dem Fenster des gerade gelandeten Flugzeugs. Meine Mundwinkel ziehen sich ganz automatisch nach oben als ich den blauen Himmel betrachte.
Nachdem ich mich durch den Gang der Maschine schiebe und den Ausgang erreicht habe, kann ich es ganz deutlich riechen:
Freiheit.
Ich bin mir nicht sicher, ob jeder diesen Geruch so beschrieben hätte. Für mich aber war es in diesem Moment genau das. Die warme Luft die mich beim Aussteigen empfing, die Sonne auf meiner Haut bei dem kurzen Gang zum Shuttle Bus, all das ist für mich Freiheit.
Es sind genau diese kleinen Momente, die ich neben den anderen, den großen Entdeckungen und Erlebnissen aus anderen Ländern mitnehme.
Lissabon & ich
Nachdem ich mich erfolgreich mit dem AEROBUS bis zur Endstation Cais do Sodre hab schaukeln lassen, gehe ich zuerst ans Wasser.
Der Busbahnhof liegt genau am Tejo, dem längsten Fluss der iberischen Halbinsel.
Meine erste Stunde in diesem Land – Sonne, warmer Wind, unbekannte Straßen. Ich bin glücklich.
Nachdem ich meine Jacke ausziehe, die ich noch aus dem kühlen Deutschland anhatte und meine Sonnenbrille aufsetze, kraxle ich die Rua das Flores hoch um zu meinem nicht weit entfernten Hostel zu kommen.
Im Lisb’on Hostel angekommen bin ich schon das erste mal von den Anstiegen der kleinen Straßen platt. Meinen Rucksack schaffe ich zwar noch hoch ins Zimmer, bin dann aber froh erstmal angekommen zu sein.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Das erste Mal bin ich ganz allein unterwegs. Muss mich darum kümmern wo ich lang muss, wie ich dort hin komme und dass ich nicht irgendwo verloren gehe.
Und doch fühlt es sich irgendwie ganz natürlich an.
Mein 12 Bed Dorm ist leer. Auf einem der anderen Betten liegen ein paar Klamotten, sonst sieht alles unbenutzt aus.
Ich öffne das Fenster und neige mich heraus um die Straßen und die Häuser zu begutachten.
Ich hatte mir das alles lauter und verrückter vorgestellt.
Drei Stunden bin ich in diesem Land. Dem hektischen Deutschland bin ich entflohen, um meine gestresste Seele zu schonen. Weg vom nicht enden wollenden Arbeitsstress dem ich mich ach so tollkühn hingegeben habe. Ich schüttle gedankenvoll den Kopf über diese Einsichten und versuche sie mit dem Schließen des Fensters draußen zu lassen.
Wohin der Wind mich weht
Ich setze mich auf mein Bett und atme tief ein. Es fühlt sich verdammt gut an hier zu sein. Es ist zwar alles fremd und neu, aber ich spüre, dass ich genau das brauche.
Viel zu lange habe ich es aufgeschoben einfach loszuziehen. Flug buchen, Rucksack packen und ab dafür.
Ich schlüpfe in meine Flip Flops und mache mich auf den Weg durch die Stadt. Eine grobe Richtung habe ich im Kopf als ich die Straßen Lissabons betrete, aber keinen richtigen Plan. Immer wieder lasse ich mich durch die Gassen treiben und bin gefesselt von der Stadt.
Irgendetwas versetzt mich um Jahre zurück. Ich fühle mich wie in einer anderen Zeit oder einem alten Film, in dem der Fado im Hintergrund spielt und Sepia getauchte Bilder den Sonnenschein der Straßen einfangen.
Die aus den Fenstern hängende Wäsche weht schwungvoll im Wind, die alte Straßenbahn zwingt sich wahnsinnig schnell durch die engen Straßen.
All das ist Lissabon in diesem Moment.
Ich komme an Barbierstuben vorbei in denen Männer tief in Gespräche versunken ihrer Arbeit nachgehen und lande plötzlich in einem Park, der mich in die Karibik bringt.
Jardim De Estrela
Ein großer gusseiserner Zaun säumt den Eingang zum Park und ich höre dumpf die Klänge von Trommeln irgendwo in der Ferne, hinter den Palmen.
Magisch angezogen von der Musik ziehe ich meine Flip Flops aus und folge den angelegten Straßen des Parks bis die dumpfen Geräusche sich zu einem karibischen Klangspiel vereinen.
Lissabon, du gefällst mir. Echt, ganz schön doll.
Nachdem ich mich mit der Musik eine Weile hab wegtragen lassen, verlasse ich diesen schönen Ort, schlendere zum Bioladen und versorge mich mit absolut geilen frischen Orangen die quasi direkt vor der Haustür gewachsen sind.
Noch einmal gehe ich zurück zum Busbahnhof um ein wenig am Wasser entlangzulaufen.
Lissabon ist schön. Und ich wage das zu behaupten, obwohl ich noch nicht einmal 24 Stunden hier bin.
Ich weiß jetzt, dass sich dieses Gefühl in den darauf folgenden Tagen nur noch mehr bestätigen wird. Aber ich glaube auch, dass man schnell merkt ob man an einen Ort gehört, oder nicht.
Ich gehörte in diesem Moment genau dort hin.
Am Abend schwatzte ich im Hostel noch ein wenig mit meinem spanischen Roommate und machte mich dann auf zur Dachterrasse des Hostels.
Von hier aus hatte ich den schönsten Blick auf die beleuchtete Statue Christo Rei, die in Almada, auf der anderen Seite des Flusses Tejo steht.
Die funkelnden Lichter der Stadt und ich auf der Terrasse des Hostels. Die Luft war noch immer warm, der Wind wehte mir leicht um die Nase. Dort saß ich noch eine ganze Weile, eingehüllt in eine Decke schaute ich auf das entfernte Wasser in dem sich die Lichter der Ponte de 25 de Abril spiegelten.
Als ich im Bett liege fühle ich mich .. ein wenig wie zu Hause und auch ein wenig fremd.
Das ist schön, denn wir haben noch Zeit, Lissabon und ich.
Warst du schon mal in dieser schönen Stadt?
Was hat sie mit dir gemacht? Was hast du erlebt?
Erzähl‘ es mir in den Kommentaren!
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Ich war bei Rock in Rio in Lissabon, eine echt tolle Stadt. Das Festival kann ich auch wärmstens empfehlen und wenn ihr in Lissabon seid, müsst ihr unbedingt auch ein Pastel de Belém probieren, lecker!
Oh ja, es duftet an allen Ecken nach diesen kleinen Törtchen. Die gehören auf jeden Fall zur Stadt dazu.
Das Rock in Rio Lisbon hab ich letztes Jahr knapp verpasst. Aber wer weiß, vielleicht ein anderes Mal.
Gruß, Sabrina