Von dem Bedürfnis nach Geborgenheit, Wärme, Familie und der Heimat
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12.07.2016, irgendwo auf dem australischen Kontinent
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Heimweh – Heute ist der Tag
Das erste Mal seit etwa 10 Monaten.
Ich sehne mich nach meinem Zuhause.
Heimweh
Ein sehr ungewöhnliches Gefühl das sich da in meiner Brust breit macht und ich weiß grad nicht so genau wo ich dieses Gefühl hin stecken soll.
Wahrscheinlich werde ich es einfach mit in die Nacht nehmen und sehen was es mit mir macht – ob es etwas mit mir macht.
An der Hand dieses Gefühls geht unterschwellig auch ein Gefühl von „ankommen“ mit.
Ankommen mit mir.. nicht mehr ständig ankommen und abreisen, sich einleben und sich wieder losreißen. Ein Ankommen mit mir, meinen Gedanken, Gefühlen. Einem Job, Freunde, Leben.. ?
Fragezeichen.
Das mag jetzt auch nur eine kleine Stimmungswelle sein die so an mir vorbeischwappt und mich seicht berührt.
Mich erinnert. An meine Heimat. An Werte. An Familie. Freunde. Vergangene Lieben.
Erinnerungen
Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment als ich in meinem Hotelzimmer in Battambang, Cambodia mit Fieber in meinem Bett liege.
Eingehüllt in mein dünnes, weißes Laken, den Ventilator anglotzend.. schniefend, mich vor Schmerz windend, schleppte ich mich durch die Stunden des Tages. Es war warm, laut und ich war nicht glücklich.
Aber eines wollte ich nie. Nach Hause.
Auch erinnere ich mich genau an die Nacht in der ich mit unglaublichen Schmerzen in der schwarzen Dunkelheit der Nacht ins Krankenhaus nach Sihanoukville (Cambodia) gebracht werden musste.
Eine Blasenentzündung hatte mich niedergestreckt und mich dazu gezwungen mich mit seichter Unsicherheit eine gefühlte Ewigkeit durch tiefe Dunkelheit des Landes fahren zu lassen.
Mit Antibiotika in der Hand auf dem Weg zurück, und wenig später mich durch die Nacht wühlend auf der Suche nach Schmerzlinderung und Schlaf, ging es mir nicht gut.
Aber eines wollte ich nie – nach Hause.
Und dann als ich immer wieder und wieder und wieder an den Punkt kam an dem ich merkte, dass ich meine Süchte und meine Essstörung nicht unter Kontrolle habe, ich mich immer wieder in eine Art Koma begebe und mich betäube. Mir selbst so vorkomme als würde ich mich betrügen mit Dingen die ich nicht zu mir nehmen möchte. Ich fühlte mich so oft so schlecht.
Und doch wollte ich nie nach Hause.
Weil da immer Hoffnung war.
Weil da immer positive Gedanken waren.
Da war nicht der kleinste Ansatz an Zweifel den Orten an denen ich mich aufhielt.
Kein Ansatz vom Hinterfragen meines Planes.
Ich wusste immer: das ist mein Weg. Da will ich jetzt durch, etwas lernen, leben und etwas mitnehmen.
Aber hier und jetzt zum ersten Mal seit 10 Monaten weiß ich, dass ich hier nicht sein möchte. Ich habe Heimweh.
Vertrauen in meinen Weg haben
Aus vielfältigen Gründen, auf die ich an anderer Stelle noch näher eingehen werde, ergibt sich die Sicherheit: Australien und ich, wir beide passen im Moment einfach nicht zueinander.
Und doch wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass ich es durchhalten kann.
Ein wenig länger nur.
Bevor ich mich wieder auf eine Reise begebe die mich mehr erfüllt. Die mir aus dem Herzen spricht und meine Seele mit Wärme erfüllt und mir selbst in schweren Situationen einen Hauch Hoffnung um die Nase weht.
Eine seichte Brise nur wäre genug um mich daran zu erinnern, warum ich hier bin.
Das ist mein Weg.
Auch dieser Abschnitt gehört dazu.
Und wenn ich ganz still in mich hinein höre, dann kann ich ganz in der Ferne diesen seichten Hauch sehen. Ich weiß, dass er mich bald erreichen wird und mir den Weg zeigt. Denn wo immer der Wind mich hinweht, dort werde ich sein.
Und ich nehme dieses Gefühl von Heimweh an und weiß es unglaublich zu schätzen. Es wird mich tragen und zu neuen, unbekannten Ufern bringen.
Mich vor Herausforderungen stellen.
Und ist es nicht schön, einen Ort zu haben nach dem man sich sehnen kann? Ein zu Hause, das man vermissen kann?
In dieser Situation möchte ich nur aufpassen, dass ich meine Heimat nicht über-romantisiere und auf der anderen Seite meinen aktuellen Ort nicht fälschlicherweise, durch Emotionen und Momentaufnahmen gefärbt, diskreditiere.
Australien war zwar nie ein Kontinent den ich unbedingt sehen wollte, aber er ist eine wunderbare Möglichkeit.
Die Möglichkeit im Unbekannten die Kraft zu finden ein Leben wie zu Hause zu führen (Geld zu verdienen), um dann weiterziehen zu können ohne zwischendurch nach Hause kommen zu müssen.
Und ich schätze diese Möglichkeit sehr. Nur fällt es mir schwer an einem Ort zu sein an dem ich nicht unbedingt sein wollte.
Und auch wenn ich es jetzt noch nicht sehe, werden mir diese Momente für die Zukunft unglaubliche Kraft geben und für kommende Situationen eine Basis bilden, auf der ich bauen kann.
Und wenn mich das Gefühl doch länger beschäftigen sollte als es mir lieb ist, so kann ich jederzeit sagen:
Ich komme nach Hause.
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