BLOG GEDANKEN

Danke an alles was es brauchte bis hierher. Zeilen der Hoffnung

a story about hope sabrina kaiser
Geschrieben von Sabrina

It doesn’t matter if you are stuck in a concrete jungle or if you are living in a little wooden shed on the beach – if you don’t know how to be happy and how to deal with your pain, you will hurt wherever you are.

Musik die ich während des Schreibens gehört habe:

Bebe – Cocaine

Tag 499

Heute habe ich zufällig die Anzahl der Tage gecheckt die ich bisher auf dieser Reise unterwegs bin: Es sind 499 Tage, was mir Grund genug gibt um den 500sten Tag mit einem Post zu feiern.

Erst jetzt fühle ich mich das erste Mal in meinem Leben dazu bereit, 100% transparent und ehrlich zu sein. Mit mir selbst und jedem der sich dazu entscheidet diese Zeilen zu lesen.

Tag 0 – 365

Bereits vom ersten Tag dieser Reise und noch bevor ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe wusste ich, dass dieses Vorhaben keine Katalogreise sein wird.

Schon der erste Schritt den ich machte um dieses Unterfangen zu planen verriet mir, dass ich mich früher oder später den Dingen stellen werde die schon seit einer gefühlten Ewigkeit unter der Oberfläche meiner positiven Lebenseinstellung mitschwingen.

Schreiben, schon immer das Nummer eins Outlet für mich

Über ein Jahr lang habe ich es mehr oder weniger gut geschafft mein Lächeln das mich mit so vielen von euch verbunden hat, aufrecht zu erhalten.

Versteht mich nicht falsch, ich war auch damals glücklich; es gab da halt nur diese Momente in denen es etwas schwerer war meinen Schmerz zu verstecken, und diese Momente häuften sich an, je länger ich unterwegs war.

Es mag für diejenigen mit denen ich mehr Zeit verbrachte keine Überraschung sein, aber gerade die letzten 6 Monate waren unglaublich hart.

Nicht nur der Versuch in Australien mit einem halbwegs „guten“ Job genug Geld zu verdienen um weiterhin reisen zu können, sondern auch das Bemühen den emotionalen Balast so gut es geht unter Kontrolle zu behalten.

Arbeiten in Australien – der Traum für viele. Für mich war es er nicht.

 

Ich weiß, dass es absurd klingen mag wenn jemand der die Welt bereist und scheinbar alle Freiheiten hat, sagt: Ich bin nicht immer glücklich.

Und das heißt nicht, dass ich die Länder, die Menschen und die Kulturen die ich erleben und kennenlernen durfte nicht zu schätzen weiß. Ich liebe das Reisen so sehr und bin so dankbar für all das was ich erleben und sehen durfte.

Es war nie wirklich der Ort an dem ich war, oder die Menschen mit denen ich Zeit verbrachte, sondern mein unverarbeiteter Schmerz der mich immer und immer wieder an alte Verletzungen erinnerte mit denen ich dann nicht umgehen konnte.

Und als ich mich mitten in diesem Schmerz wiederfand, erschien die Welt oft dunkel und die Situation hoffnungslos.

Für mich war es eine unbekannte Leere, die ich nie beschreiben konnte. Diese Leere aber riss unaufhörlich an meiner Seele und zog, so schien es, alle Energie aus meinen Zellen.

In meinen späten Teenager Jahren und den ersten Jahren meiner Zwanziger habe ich bereits Bekanntschaft mit Essstörungen und depressiven Phasen gemacht.

Die Quelle dieser Zustände war oft ein gefühltes ‚Nichtpassen‘ in eine Gesellschaft, die auf Hass und Angst aufgebaut ist. Sich nach der Schule in einem System wiederzufinden welches wenig Raum für die eigene Entfaltung lässt und auch kaum Fragen für andere Wege zulässt, verstärkte dieses Gefühl sehr stark.

Meine Abneigung diesem System gegenüber wuchs unaufhörlich, obwohl ich immer noch versuchte mich dort irgendwie einzufinden.

(Bitte versteh mich nicht falsch – das ist kein Versuch irgendjemanden zu kritisieren der sich in diesem System gut aufgehoben und wohl fühlt. Das sind lediglich meine Erfahrungen.)

Tag 365 – 449

Die Situation verschärfte sich als ich mich an einem Ort befand, wo ich keinerlei Hoffnung sah mich in irgendeiner Weise positiv weiterzuentwickeln. Es fühlte sich an, als wäre alles was ich in mir noch spüre Schmerz und Hoffnungslosigkeit ist. Zudem kam das Gefühl, dass diese Welt keinen Platz hat für echte menschliche Bedürfnisse.

Meine Essstörung schlich sich unaufhörlich zurück in mein Leben.

Stärker als je zuvor fühlte ich mich von ihr eingenommen und sah mich all dem Schmerz gegenübergestellt den ich nie zulassen wollte und war binnen kürzester Zeit in einer tiefen depressiven Phase.

Schon immer wollte ich den Sinn von allem verstehen. Vientiane, Laos 2015

Was ich zu dieser Zeit noch nicht sehen konnte war, dass die Saat die mich zum blühen bringen wird schon immer ganz tief in meiner Seele verwurzelt war; alles was es brauchte, war ein klitzekleiner Sonnenstrahl der ihn zum wachsen und die Blüte zum Vorschein bringt, die nur darauf wartete sich zu zeigen.

An meinem dunkelsten und schmerzhaftesten Punkt angekommen, wollte ich nicht mehr leben.

Ein Leben in dem ich anderen vorspielte glücklich zu sein wenn es in mir schrie, mir selbst vormachte ok zu sein wenn ich genau wusste, dass ich es nicht bin, über Jahre hinweg, es war zu anstrengend diese Fassade aufrecht zu erhalten.

Ich hatte die Hoffnung auf Veränderung verloren da mir vergangene Geschehnisse immer wieder gezeigt haben, dass ich mich am Ende doch nur in einem Bett wieder finde, die Decke über den Kopf gezogen, dunkel, kalt, alles hinterfragend und mich nicht passend fühlend.

Es war dieser Moment, dass mir etwas klar wurde. Etwas, das unweigerlich mit dem Gedanken kam, nicht mehr leben zu wollen. Wenn ich nein zum Leben sage, sage ich ja zum Tod. Und auch wenn mich dieser Gedanke für einen Moment schockierte, war da doch so etwas wie Erleichterung zu spüren.

Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich nichts mehr zu verlieren hatte.

Und da war er: der Sonnenstrahl den ich so sehnlichst brauchte.

In mir regte sich ein leises Gefühl von Hoffnung, dass wenn ich nichts mehr zu verlieren hätte und ich mich zu 100% auf meine Gesundheit konzentrieren und meine Wunden heilen würde, egal was es kostet, dann vielleicht, nur ganz vielleicht gibt es einen Weg raus aus dieser emotionalen Tiefe die ich so sehr hasste.

Der einzige Weg hinaus, führt hindurch.

Erst in diesem Moment hatte ich endlich den Mut gefasst mich an meine Familie zu wenden und alles zu erzählen, von dem sie über 12 Jahre lang nichts wussten.

Ich lies los von dem Gedanken immer alles allein bewältigen zu müssen und „schwach“ zu sein, wenn ich nach Hilfe fragen würde. Ich wollte nie, dass sie sich Sorgen machen. Schon gar nicht jetzt wo ich am anderen Ende der Welt bin.

Mich meinen Eltern anzuvertrauen war das Schwerste und das Beste was ich je gemacht habe.

Wir haben zusammen geweint und sind durch das Teilen unserer Gefühle noch enger zusammen gewachsen.

Ich musste lernen mein Ego loszulassen, wenn ich nicht noch einmal an einen Ort kommen wollte an dem es fast kein zurück mehr für mich gab.

Tag 449 – 499

Vor 1 1/2 Monaten kam ich nach Chiang Mai zurück, ein Ort der sich wie zu Hause anfühlte schon als ich das erste mal Fuß auf diesen Teil des thailändischen Bodens setzte, Ende September 2015.

Chiang Mai, Oktober 2015

Die Entscheidung mich 3 Monate lang an einen Ort zu begeben um mich komplett auf meine Gesundheit und mich selbst zu fokussieren war eine der besten Entscheidungen die ich je hätte treffen können.

Jetzt, an der Halbzeit dieser 3 Monate angekommen, kann ich mit ganzem Herzen sagen: Mir ging es seit sehr, sehr langer Zeit schon nicht mehr so gut.

Ich habe mich aus den gedanklichen Ketten befreit die mir kaum Spielraum ließen und mich einem Teil von mir geöffnet, den ich beinahe komplett vergessen hatte.

Ich lerne mich selbst bedingungslos zu lieben, alle Gefühle wertzuschätzen die in mir hochkommen und 100% die Verantwortung für mich zu übernehmen.

Mich mit Menschen zu umgeben die die gleichen Ansichten teilen wie ich, ist eines der wundervollsten Dinge die ich seit langem erlebe.

Es zeigt mir, dass es immer Menschen geben wird und gibt auf die ich zählen kann und die für mich mindestens genauso da sind wie ich für sie.

Mutti, Papa, Katti – Ohne euch wäre ich heute nicht hier.
Chiang Mai- I love you.
Joe, danke.

Jeden von euch den ich auf dieser Reise oder wo auch immer kennengelernt habe, danke, für alles.


Alles Liebe, Sabrina

Falls auch du dich in einer Situation befindest in der du nicht weiter weißt, hoffe ich dass es Menschen in deinem Umfeld gibt denen du dich anvertrauen kannst. Sollte es diese Person in deinem Leben nicht geben, dann wende dich gern an mich.

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