Ein Rucksack der auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist, ist die halbe Miete.
Er ist dein Zuhause für unterwegs, dein Kleiderschrank, Büro, Schuhregal, Schmuckdose, Apotheke und Badezimmer in einem.
Du packst ein, du packst aus, du brauchst Dinge die ganz unten liegen und plötzlich fängt es an zu regnen.
In diesem Artikel zeige ich dir die 6 wichtigsten Dinge, auf die es beim Kauf eines Rucksacks für dein Backpacking Abenteuer ankommt.
Ich brauch‘ dir wahrscheinlich nicht zu erzählen, dass das Angebot wahnsinnig groß ist. Wenn du mal im Internet gesucht hast oder mal in ’nem Store für Reisebedarf warst, stehst du meist vor einer sprichwörtlichen Wand mit den verschiedensten Modellen.
Jedes sieht ein bisschen anders aus – worauf also achten im Rucksack Dschungel?
1. Kommt’s auf die Größe an?
Maße & Volumen
Jede zweite Kundin war die ersten 5 Minuten vor der Rucksackwand davon überzeugt:
Ich muss mindestens 50 L haben.
60 L sollten es schon sein.
30 L reichen mir vollkommen.
Voll verständlich – es scheint sich auch immer nur um die Größe zu drehen. Besser gesagt um die Liter Zahl.
Kaum jemand hat jedoch eine richtige Vorstellung des Volumens und ist spätestens nach ein paar Minuten Rucksackbeschau und mal anprobieren völlig verwirrt, kein Wunder. Bei der Auswahl.
Bevor du darüber nachdenkst wie groß dein zukünftiger Begleiter auf Reisen sein soll, überlege dir folgendes:
Wie lange bist du unterwegs?
Wirst du regelmäßig (1 mal die Woche) Wäsche waschen können? (Hostel, Wasschsalon o.ä.?)
Wo gehts hin und welches Klima erwartet dich dort – ergo – was für Klamotten brauchst du und wie viel Platz nehmen sie ein?
Bist du bereit dich auf das Wichtigste zu reduzieren und alles mit dem Zusatz: „Na.. nur für den Fall, dass…“ wegzulassen?
Ok. Denn nur nachdem du dir diese Fragen gestellt und beantwortet hast, hast du eine grobe Ahnung davon wie hoch sich dein Klamottenstapel türmen wird.
Bedenke dabei immer: Du musst das alles hin und herschieben, hochhieven, auf dem Rücken tragen etc. .
Tipp: Falls du deinen Rucksack in einem Store deines Vertrauens kaufen möchtest, lass den Verkäufer wissen, wie lange du unterwegs bist und ob du jemand bist der für jede Wahrscheinlichkeit packt oder ob du eher minimalistisch unterwegs bist.
Hier gibt’s Rucksäcke, speziell für Einsteiger, mit denen du nix falsch machen kannst.
Wenn du von vorn herein weißt: Du packst 2 Hosen, 4 Shirts, für ne Woche Unterwäsche, eine Jacke, 2 Pullis, Waschzeug, PackTowl, bisschen Technik und Dokumente – dann bist du mit nem kleineren Rucksack bis zu 50 L (das ist schon viel) super beraten.
Du willst nur mit Handgepäck reisen? Hier gibt’s Infos zu den zugelassenen Größen. Wenn du einen passenden Rucksack suchst, der super bequem und praktisch ist, kann ich dir den Osprey Farpoint 40 empfehlen.
2. Tragekomfort:
Rucksäcke für Männer / Frauen
Bei vielen Firmen wie zum Beispiel Deuter oder auch Millet gibt’s Rucksäcke, die speziell als Frauenmodelle deklariert sind, diese haben dann eine kürzere Rückenlänge und sind schmaler geschnitten.
Bei anderen Firmen gibt es wiederum verschiedene Rucksackgrößen eines Modells: S/M/L (mehr dazu unter dem Punkt Rückenlänge).
Generell ist es nicht unbedingt nötig, als Frau auch einen Rucksack speziell für Frauen zu kaufen. Wichtig ist hier nur, dass der Rucksack gut sitzt und dir vielleicht auch noch gefällt. Alles andere ist wirklich vollkommen Wurst.
Mein Millet Rucksack zum Beispiel ist eigentlich das Männermodell. Das Frauenmodell fand ich zwar auch ziemlich cool, hat aber einfach kacke gesessen und sich nicht gut getragen. Der Rucksack für die Herren hingegen saß auf Anhieb wie ’ne 1.
Deswegen ist es dieser auch am Ende geworden. (Hier in einem Hostel in Lissabon. Ich steh so auf die Farben ♡)
Die Rückenlänge
Wie oben beschrieben gibt es zum einen Frauen- und / oder Männermodelle oder die S/M/L Variante.
Was ist besser?
Ist pauschal schwer zu sagen.
Kaufst du deinen Rucksack vor Ort in einem Store und hast die Möglichkeit ihn aufzusetzen, ist es meines Erachtens nach nicht so relevant ob der Rücken verstellbar ist oder nicht. Du kannst dort einfach den Nächsten aufsetzen, wenn der erste nicht passt, oder dir den Rucksack einstellen lassen.
Kaufst du den Rucksack im Internet finde ich es schon schwieriger. Wenn du dir hier einen kaufst, der dann nicht passt und bei dem nichts einstellbar ist, war’s das eigentlich schon mit dem Rucksack.
Deswegen:
Bist du in einem Laden vor Ort: Probiere so viele Rucksäcke bis einer passt und lass dir die Rückenlänge immer wieder einstellen wenn möglich. Einmal eingestellt, brauchst du später nichts mehr daran zu ändern.
Bist du im Internet unterwegs: Wenn es dich nicht stört zu probieren und zurückzuschicken, bestell dir ein paar Modelle die dir zusagen und setze sie vor dem Spiegel auf.
Du weißt nicht wie du was einstellen sollst?
Es gibt hier demnächst noch einen Artikel dazu, wie ein Rucksack richtig sitzt, ohne dass du dir den Rücken kaputt machst. Ich zeige dir, welche Gurte wie gezogen sein müssen und wie du es hinbekommst, einen 12 kg Rucksack fast nicht auf dem Rücken zu spüren.
Mit der richtigen Einstellung aller Gurte ist das möglich. Stay tuned.
Markencheck:
Deuter hat soweit ich weiß bei fast allen Rucksäcken die Möglichkeit, die Rückenlänge zu verstellen. Außerdem bieten sie viele Modelle extra für Frauen an, etwas schmaler geschnitten, kürzere Rückenlänge, etwas kleiner im Volumen (erkennbar an der Blume die beim Rucksack dabei ist).
Auch Tatonka und Osprey Rucksäcke haben oft einen verstellbaren Rücken.
Millet hat spezielle „Lady“ Modelle.
Rückenpolsterung
Schwieriges Thema. Ach, eigentlich nicht.
Wichtig ist hier theoretisch nur eins: Dass eine Polsterung vorhanden ist, die sich gut anfühlt. Das wirst du merken wenn du den Rucksack aufsetzt und er Gewicht hat. Liegt er gut an und fühlt sich komfortabel an, ist alles super.
Bei der Polsterung solltest du aber auch darauf achten:
Belüftung. Wenn es warm ist und du den Rucksack eine Weile trägst wirst du so oder so ins Schwitzen kommen. Aber eine Polsterung die etwas Luft durchlässt oder ein Netztragesystem können den Prozess des Feuchigkeitsstaus (was für ein Wort..) etwas entschleunigen.
Aber: Viele größere Rucksäcke haben eine „normale“ Polsterung, ohne Netz und doppelten Boden. Komfort vor Durchzug.
Hüft- / Brustgurte
Ein Rucksack jenseits der Daypackgröße sollte ohne Ausnahmen immer Hüft- und Brustgurte haben. Falls du jemals einem Rucksack ohne diese Features über den Weg laufen solltest: Finger davon lassen.
Der Hüftgut ist das A und O um deinen Rücken zu entlasten.
Denn, 3/4 des Gewichts werden von deinen Hüften getragen.
Das kann
1. nur funktionieren wenn du Hüftgurte hast und diese auch benutzt und
2. Wenn dein Backpack richtig eingestellt ist. (Mehr Infos zum Thema Rucksack einstellen findet du unter anderem auch in diesem tollen Artikel von Bergzeit)
Dann werden aus 15 kg mal eben gefühlsmäßig 8 kg.
Hüftgurte sollten immer gut gepolstert sein und gut auf deinen Hüften sitzen. Sie sollten weder drücken, noch beim Laufen unangenehm auf deinem Körper reiben.
Ich hab schon Storys gehört, wo Mädels aufgeschürfte Haut hatten, weil der Hüftgurt falsch saß oder den Hosenbund in die Haut gedrückt hat. Autsch!
Den Brustgurt wirst du vielleicht nicht so oft brauchen, aber auch er ist zur Entlastung deiner Schultern total wichtig.
Schultergurte
Noch viel wichtiger als alle anderen Gurte sind die Schultergurte: Die sollten in jedem Fall mega bequem sein. Hier auf gar keinen Fall Abstriche machen. Eine gute Polsterung kann dir einiges an Schmerzen ersparen.
3. Gewicht
Für die Ultraleichtpacker unter euch: Es gibt speziell Rucksäcke die mega leicht sind. Der Osprey Exos ist da zum Beispiel so ein Modell. (1,2 kg auf 58 L)
Generell finde ich, dass ein Rucksack heute nicht mehr mehr als 2 kg wiegen muss. Oft sind die Materialien trotz des leichten Gewichts wahnsinnig robust.
Mein persönlicher Tipp: Irgendwo zwischen 1,2 kg und 1,8 kg kannst du wenig falsch machen.
4. Das sollte drin sein / die Basic Ausstattung
Handling / großes Fach
Frontzugriff oder Topzugriff?
Ist so’n bisschen Geschmacksache. Also generell ist so ein Frontzugriff, (heißt: ein Rucksack, bei dem du vorn ein großes Fach aufmachen kannst; ähnlich wie bei einem Koffer) total praktisch.
Du kommst an alle Klamotten gut ran.
Mein Millet Rucksack hat das leider nicht. Ich habe mich damals gegen dieses Feature und für Passform und Optik entschieden.
Ich komm‘ also von oben an meine Sachen und durch das Trennfach am unteren Drittel des Rucksacks.
Das geht auch gut.
Überleg dir einfach, was für dich auf Dauer angenehmer ist.
Interne Trennwand / Trennfach
Gerade bei Rucksäcken 40L + finde ich es sinnvoll ein Trennfach zu haben. Du kannst mit einem Reißverschluss einfach einen Zwischenboden einzippen. Ob du dort einen Schlafsack unterbringst, feuchte Wäsche, dein „Badezimmer“ oder einfach Dinge, an die du öfter ran musst: Super praktisch und nicht mehr ohne!
Seitenfächer / Hüftgurttasche
Gerade wenn du längere Strecken mit dem Backpack auf dem Rücken läufst ist es wichtig, dass du ein paar Fächer in greifbarer Nähe hast, ohne den Rucksack ständig absetzen zu müssen. Dazu sind Taschen an den Hüftgurten oder den Schultergurten total praktisch.
Aber auch Seitenfächer an die du mit aufgesetztem Rucksack rankommst um z.B. deine Trinkflasche zu greifen sind super.
Hier kann allerdings auch ein integriertes Trinkblasenfach in Kombination mit einem Trinksystem Abhilfe schaffen. Es gibt mittlerweile wenig Modelle, die das nicht von Haus aus drin haben (das Fach, nicht das System).
Wir sind zwar nicht aus Zucker.. aber / Regencover + Material
Finde ich super cool, wenn ein Rucksack das Regencover gleich dabei hat. Ist zum Glück ein oft integriertes Feature.
Dient dir nicht nur als Schutz bei Regen sondern auch als Rucksackschutz beim Fliegen (eine extra Schutzhülle für deinen Rucksack kannst du dir damit sparen).
Auch cool ist es, wenn das Material des Rucksacks wenigstens gut wasserabweisend ist. Zum Glück bringen das die meisten Rucksäcke mit.
MacPac zum Beispiel hat ein spezielles Material (AzTec), welches super robust und wind- und wasserbeständig ist. Allerdings leidet hier das Gewicht ein wenig darunter.
Hat alles sein Vor- und Nachteile.
5. Qualität / Verarbeitung
Mir ist kein Rucksack bekannt, der großartig oft Reklamationen erfahren hat.
Witziger Weise hat es meinen Rucksack kurz nach meinem Kauf erwischt, da angeblich irgendeine Naht am Boden nicht richtig vernäht war. Es gab ’ne Rückrufaktion, der ich aber nicht gefolgt bin.
Ich hab mir meinen angeguckt, es für gut befunden und ihn behalten. Wenn er mir also auf der nächsten Reise auseinanderfällt.. bin ich selbst Schuld. Ich hoffe ich kann dann darüber lachen.
Reißverschlüsse und Schnallen
Die sollten auf jeden Fall einen robusten Eindruck machen. Das sind nämlich Verschleißteile und darauf gibt es keine Garantie. Guck dir die also etwas genauer an und frag beim Händler auch nach der Garantie.
Deuter zum Beispiel ist super kundenfreundlich und MacPac gewährt sogar eine lebenslange Garantie auf Material-/Verarbeitungsfehler.
6. Es zählen nicht nur die inneren Werte..
Optik und so.
Ist eigentlich zweitrangig aber nicht unwichtig. Besonders die weiblichen Kunden bei uns im Store haben den perfekt sitzenden Rucksack oft nicht genommen, da die Farbe nicht zur Jacke passte.
Tja.
Musste halt gucken. Abwägen und entscheiden.
Meiner Meinung nach sollte die Optik an zweiter Stelle stehen, direkt nach der Passform.
Denn: wenn er nur geil aussieht und am Ende total doof sitzt, hast du keine Freude damit.
Fazit:
alle Punkte im Überblick:
1. Größe / Volumen
2. Tragekomfort (+ Rucksack einstellen lassen)
3. Gewicht
4. Basic Ausstattung
5. Qualität / Verarbeitung
6. Die Äußeren Werte: Optik
Was du aber bei all dem technischen Drumherum nicht vergessen solltest:
Irgendwie muss dein Rucksack einfach zu dir passen.
Dir ein guter Begleiter sein.
Du hast Fragen zur Wahl deines Rucksacks oder bist dir unsicher beim Kauf? Schreib mir gern, ich helfe dir!
Oder – schreib mir mal mit welchem Rucksack du unterwegs bist und ob (wenn ja warum) du mit ihm zufrieden bist. Würde mich interessieren. Hau es in die Kommentare!
War der Artikel traumhaft hilfreich für dich? Spread the Word!